Verwirrung um Kontrolle von Fördermitteln, behauptet die SVZ. Die Verwendung der ausgereichten Fördermittel sei schwer zu durchschauen. Das ist falsch. Richtig ist, daß die Verwendung von INTERREG III B-Fördermitteln akribisch und mehrstufig bis auf den Cent genau geprüft und mit den inhaltlichen Ergebnissen verglichen wird. Als einer der Leistungserbringer für das INTERREG III B-BaltCoast-Subprojekt weiß ich, wovon ich rede. Das Projekt war in sog. Milestones (Halbjahres-Abrechnungsphasen) unterteilt. Für jede der sechs Abrechnungsabschnitte waren detaillierte Berichte abzuliefern. Die finanzielle Kontrolle erfolgte nach meiner Kenntnis in fünf Stufen: 1. Buchung durch den Steuerberater, 2. Kontrollbuchung durch eine der am Subprojekt teilnehmenden Amtskämmereien, 3. Auditierung durch eine andere Amtskämmerei, 4. Prüfung durch das BaltCoast-Projektkoordiniereungsbüro, 5. Prüfung durch das Joint Secretariat der Baltic Sea Region. Die Teilnehmer der anteilig auch in der Warnowregion durchgeführten INTERREG-Projekte WillNet und BalticBalance werden die Unvermeidlichkeit höchst exakter Abrechnungen bestätigen.
Die SVZ fragt: „Hatte Vereins-Mitglied Dr. Günter Hering finanziellen Vorteil von Aufträgen, die der Verein selbst erteilte? Hering vertritt in Rostock die Firma OIKOS, die als Kontaktbüro für den Warnowregion e.V. fungiert.“ Diese Frage ist in doppelter Weise diskrimierend: Sie unterstellt, daß der Verein selbst hätte keine Aufträge erteilen dürfen. Sie unterstellt weiterhin dem Unterzeichnenden über die OIKOS GmbH oder direkt eine Vorteilsnahme. Beides ist falsch. Richtig ist, daß der Verein Warnowregion e.V. als selbständiger Subprojektträger im Rahmen der vorgegebenen finanziellen und inhaltlichen Rahmensetzungen zur eigenverantwortlichen Verwendung der Projektmittel nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet war. Fehler wären zu Lasten des Vereins gegangen. Richtig ist weiterhin, daß die OIKOS GmbH einer der Leistungsträger für den Verein bei der Umsetzung des BaltCoast-Subprojektes war. Den Auftrag erhielten wir im Ergebnis einer beschränkten Ausschreibung. Das ist ein ganz normales Procedere. Man denke an die in der Warnowregion vorliegenden bzw. noch in Arbeit befindlichen IREK's. ISEK's, IRTEK's, Stärken-Schwächen-Analysen usw. Sie alle wurden von Unternehmen auf der Basis von Fördermitteln erarbeitetet. Mit einem Unterschied: Bei den genannten Unternehmensleistungen handelt es sich um Konzepte, beim BaltCoast-Subprojekt ging es um Umsetzung. Den Aufwand für eine Konzepterarbeitung ist planbar, der Aufwand für Umsetzung weniger. Die OIKOS hatte im Interesse überzeugender Ergebnisse ein sehr hart kalkuliertes Festpreis-Angebot unterbreitet. Der notwendige Aufwand lag wesentlich höher als erwartet. Die erheblichen Kosten (Porto, Druck, Vervielfältigung, Reisekosten usw.) konnten abgedeckt, aber der Arbeitsaufwand nicht vergütet werden. Das ging nur, weil andere Aufträge einen Gewinn abwarfen – und weil ich von der Idee einer Warnowregion so überzeugt bin, daß ich sogar Verluste in Kauf genommen habe.
Die SVZ zitiert Herrn Bürgermeister Faix. Er bewerte kritisch, dass die Firma OIKOS finanziell profitiere: "Herr Hering wirbt für eine Idee, mit der er hinterher Geld verdienen kann." Auf Nachfrage versichert mir Herr Faix, daß er falsch zitiert wurde. Er habe an die Mittelbeschaffung für das IREK Bützow-Schwaan-Sternberg-Brüel gedacht und die Bemerkung völlig wertfrei gehalten. Richtig ist, daß ich im Auftrag der damaligen Initiatvgruppe Warnowregion Herrn Bürgermeister Stroppe vorschlug, in Vorbereitung einer LEADER+ Bewerbung einen Antrag auf IREK-Förderung zu stellen. Das müßte 1999 gewesen sein. Herr Stroppe ging auf die Idee ein, es entstand die o.g. Vier-Städte-Partnerschaft, die Inititativgruppe arbeitete einen Antragstext zu, der Antrag wurde genehmigt, die Projektträger schrieben beschränkt aus, die OIKOS GmbH wurde zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert, die OIKOS GmbH gab namens der Initiativgruppe ein Angebot ab (die Initiativgruppe selbst war keine juristische Person und konnte daher nicht bieten), ein anderer Bieter bekam den Zuschlag – was war daran ehrenrührig, Herr Pubanz?
Ich gestehe, auch andere Fördermittelanträge angeregt und in einigen Fällen auch unterstützt zu haben, ohne davon finanzielle Vorteile zu ziehen. Das gilt beispielsweise für das IREK des Unteren Warnowtals wie für das touristische Entwicklungskonzept der Stadt Krakow am See. Ich weiß auch, daß sich bei vielen verdächtig macht, wer nicht ausschließlich für Geld arbeitet: Entweder er besorgt sich das Geld auf dunkle Art und Weise oder er ist nicht ganz richtig im Kopf. Aber das eine oder andere einfach mal so als Verdacht zu publizieren, überschreitet deutlich die Grenzen der Pressefreiheit und ist nicht hinnehmbar.
Dr. Günter Hering, Gründungsmitglied des Vereins Warnowregion e.V. und geschäftsführender Gesellschafter der OIKOS GmbH; 9. April 2006